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Was sexuelle Ablehnung mit mir gemacht hat

Ein Erfahrungsbericht aus Frauenperspektive

Regelmäßiger intensiver Sex war für mich immer ein unabdingbarer Bestandteil einer Beziehung. Wie es ist, als lustvolle Frau jahrelang in einer sexlosen, aber ansonsten total liebevollen Ehe festzustecken, und was das mit mir gemacht hat. Ein Erfahrungsbericht.

Von Astronaughty

"Fühlst du dich allen Ernstes begehrenswert?"

Eine Frage.
Sechs Wörter.
Die vorläufige Zerstörung meiner Weiblichkeit.

Zu diesem Zeitpunkt war ich seit 13 Jahren mit ihm verheiratet. Wir hatten uns 16 Jahre zuvor in einem Sexchat kennen und lieben gelernt. Waren seitdem ein Herz und eine Seele. Aber seit der Geburt unseres Sohnes, der inzwischen bereits in den Kindergarten ging, waren wir keine Geliebten mehr. Unser letzter geiler Sex war im Prinzip die Zeugung unseres Kindes.

An permanente körperliche Zurückweisung gewöhnt man sich nie. Ich wurde krank. Bekam massive Herzrhythmusstörungen. Wurde in der Kardiologie auf den Kopf gestellt. Mit dem Ergebnis, dass ich organisch top gesund war, aber eine psychosomatische Ursache hinter meinen Beschwerden stehen musste. Natürlich wusste ich sofort, welche das war.

"Fühlst du dich allen Ernstes begehrenswert?" – Seine Frage kam an einem Samstagabend (Ja, das weiß ich noch ...) nach dieser Diagnose. Ich hatte ihm gesagt, dass es so nicht weitergehen kann, dass ich daran kaputtgehe, dass er schon so lange keinen Sex mehr wollte. Hatte ihm vorgeschlagen, eine offene Beziehung zu führen, weil ich an seiner Seite bleiben wollte, aber ohne Sex nicht leben kann und will. Was er ablehnte: "Das ertrage ich nicht, wenn andere Männer dich ficken!" Er selbst konnte und wollte den "Job" allerdings auch nicht mehr machen. Der Vorhof zur Hölle.

"Meine Welt brach gemeinsam mit meinem inzwischen eh schon fragilen Selbstwertgefühl in sich zusammen."
"Meine Welt brach gemeinsam mit meinem inzwischen eh schon fragilen Selbstwertgefühl in sich zusammen."
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Er hatte mich nie absichtlich verletzt. Seine Frage erschütterte mich daher umso mehr. Und egal, was ich darauf antworten würde: Dass der Mann, den ich liebte wie mich selbst, sie stellte, brüllte laut und brutal ein "Nein, bist du nicht!" mitten in mein Herz und bestätigte all meine Selbstzweifel mit einem Schlag. Meine Welt brach gemeinsam mit meinem inzwischen eh schon fragilen Selbstwertgefühl mit einem lauten Knirschen zusammen.

Wir beschlossen, unserer Ehe trotz der sexuellen Probleme noch eine Chance zu geben. Eine Sexualtherapie lehnte er ab. Ich bestand auf einer Art Wochenplan, nach dem wir mindestens einmal wöchentlich miteinander schlafen "mussten". Schickte ihn in einen Tantrapuff, in der Hoffnung, dass er dort vielleicht seine Lust wiederfinden würde. Es war ein einziger Krampf und führte zu noch mehr Frust, noch mehr Druck und letztlich zum endgültigen Scheitern unserer Beziehung innerhalb eines weiteren Jahres.

Der schleichende Tod der körperlichen Liebe

Schon lange hatte es keine sexuelle Zweideutigkeit mehr zwischen uns gegeben. Keine Erotik im Alltag. Bereits in der Schwangerschaft wollte er mich nicht mehr so wirklich anfassen. Da dachte ich noch, er hätte diese unbegründete Angst, etwas kaputtzumachen. Er gab mir immer Geborgenheit und Liebe. Wir haben oft gekuschelt. Asexuell. Wie Bruder und Schwester. Mehr ließ er nicht zu. Alles andere erstickte er im Keim. Entwickelte Vermeidungsstrategien. Entzog sich umgehend. Wies mich zurück. Indirekt oder auch schroffer, je nachdem, wie deutlich ich meine Bereitschaft und Lust zeigte oder äußerte. Wir knutschten nicht mehr. Davon wäre ich ja nur geil geworden.

Er wollte nicht mehr. Er wollte mich nicht mehr.
Sexuell. Denn ansonsten liebte er mich aufrichtig. Der Versuch einer Begründung seinerseits lautete stets: "Ich hab keine Lust. Es liegt nicht an dir."

Andere wollte er übrigens auch nicht, er war mir tatsächlich immer treu. Anfangs schaute er noch Pornos im Internet. Was mir wehtat. Nicht, weil ich das nicht mag. Sondern weil er scheinbar noch eine Lust hatte, die er mir vorenthielt. Ich ging leer aus. Später verlor er dann auch daran das Interesse.

Regelmäßiger guter Sex war für mich schon immer unabdingbarer Bestandteil einer Beziehung. Dafür brauche ich das Wollen. Die Begierde. Die Hingabe. Das Spiel.

Wenn sich jemand für Sex überwinden muss, oder ihn nur mir zuliebe mitmacht, bringt mir das leider so gar nichts.

Es war schleichendes Gift. Für die Beziehung, für mein Selbstwertgefühl. Für meine Lebensqualität.

Ich habe mein – nein, unser Problem – immer mal wieder bei ihm thematisiert. Er wusste um mein Leiden. Aber ich rieb es ihm nicht ständig unter die Nase. Es tat ihm weh, es war ihm unangenehm und zudem erzeugte es einen Druck, von dem ich wusste, dass er das Gegenteil dessen bewirken würde, was ich erreichen wollte. Fremdgehen war keine Option. Ich liebte diesen Mann und ein Betrug war mit meinem moralischen Kompass zu diesem Zeitpunkt nicht vereinbar.

Die Phase der Selbstkasteiung

Unzählige Nächte lag ich neben ihm wach. Frustriert. Völlig ausgehungert. Zu der chronischen Untervögelung kam das Gefühl von Ohnmacht meiner Situation gegenüber. Ich lag da, stumm weinend und hilflos, mit der bitteren Erkenntnis, demjenigen zu viel zu sein, mit dem ich doch alt werden wollte.

Und der Frage nach dem warum. War ich plötzlich so abstoßend? Waren meine Brüste zu groß? War mein Arsch zu prall? "Wenn dein Mann keine Lust mehr auf den jede Nacht nackt und bereit neben ihm liegenden Körper hat, musst du doch bestimmt ziemlich eklig aussehen", dachte ich oft. Ich nahm ab, zu, nur um ihm mehr zu gefallen. Ohne Erfolg.

Ich lag masturbierend neben ihm. Vielleicht auch als stiller Vorwurf. Es kümmerte ihn nicht. Die meisten Männer würden ein Pfund Mett ficken. Wieso genügte ich ihm nicht? Zudem hörte ich ständig die Beschwerden meiner Freundinnen. "Mein Kerl will ständig Sex!". Schweigend dachte ich mir, "Deine Probleme hätte ich gerne", und hatte wieder einmal die Bestätigung, dass es an mir liegen musste.

Er hatte mich kennengelernt als eine selbstbewusste, lustbetonte Frau mit viel Leidenschaft, Experimentierfreude und Offenheit. Ich liebe Sex. Das tat ich schon mein ganzes Erwachsenenleben lang. Mir wurde schon früh eine sexuelle Aura unterstellt.

Und jetzt war ich ein ungeficktes Häufchen Elend, das seine Bedürfnisse immer hintanstellen musste.

Ich verhungerte am ausgestreckten Arm und zerbrach innerlich an dieser Schmach. Darf man eine ansonsten liebevolle Beziehung mit Kind nur wegen des Sex infrage stellen?

Das allgegenwärtige Gedankenkarussell überforderte mich zunehmend. Es zerfraß mich. Ich fühlte mich innerlich tot.

Ich hatte immer das, was man "Schlag bei Männern" nennt. Dabei definierte ich mich nie über meine "Fuckability", bin recht klug, schlagfertig, lustig, liebevoll, selbstbewusst, beruflich erfolgreich und einigermaßen hübsch. Seine Zurückweisung jedoch war vernichtend und machte aus mir langsam eine unsichere Frau mit wenig Selbstwertgefühl, aber dafür umso mehr Komplexen. Ich hegte Zweifel an meiner Weiblichkeit, fühlte mich wie ein Neutrum. Komplimenten oder Blicken von außen glaubte ich nicht mehr. Die wollten bestimmt alle nur höflich sein. Ich war ein Wrack.

Göttin aus der Asche – meine Katharsis

Ich hatte nie mit jemandem über unser Problem gesprochen. Denn ich war loyal und ich schämte mich. Es war ein Tabuthema. Mein Mann hatte keine Lust auf mich, ich musste demnach echt der letzte Mensch sein. Ich schwieg und ertrug es alleine.

Doch unser Gespräch und seine Frage änderten etwas. Aktivierten eine Art Selbsterhaltungstrieb in mir. Und Trotz. Denn so sehr er meine Selbstzweifel bestätigt hatte: Gleichzeitig begann ich damit, ihn und sein Urteilsvermögen infrage zu stellen, anstatt mich selbst. Sah mich langsam wieder mit anderen Augen.

Ich wollte daran glauben, dass ich noch eine Frau war, die Männer verrückt machen kann. Die begehrt wird. Ich fing an, mich um etwas betrogen zu fühlen. Forderte innerlich die Erfüllung meiner Bedürfnisse ein. Essenziellen, rohen, puren, animalischen Sex. Ich wollte wieder spüren, was er mir so schmerzhaft vorenthalten hatte. War so ausgehungert, dass sich mit diesem aufkeimenden Trotz und dem Überlebenswillen meines Selbstwertgefühls alles in mir aufbäumte und zum Kampf aufrief.

"Ich war kein Model, aber voller Lust, leidenschaftlich, experimentierfreudig. Was also war sein Scheiß-Problem?"
"Ich war kein Model, aber voller Lust, leidenschaftlich, experimentierfreudig. Was also war sein Scheiß-Problem?"
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Die Auferstehung

Ich zwang mich dazu, mich wieder mit meinen eigenen Augen zu sehen. Nicht mehr, wie schon so lange, durch seine. Ich schaute genau hin. Und was ich sah, fand ich plötzlich gar nicht mehr so schlecht. Eigentlich sogar immer besser mit jedem Tag.

Die Person im Spiegel nahm ich langsam wieder als sinnliche, attraktive Frau wahr. Mit einem hübschen Gesicht, vollen Brüsten, einem prallen Arsch, langen Beinen, schöner Haut und natürlich auch ein paar körperlichen Makeln, wie die meisten Menschen jenseits der 30. Aber was soll's? Ich war kein Model, aber voller Lust, leidenschaftlich, experimentierfreudig, und hätte ihm fast jeden Wunsch erfüllt. Was also war sein Scheiß-Problem?

Ich wurde wütend, dass der Mann, den ich liebte, der mich liebte, mich nicht so sehen konnte, wie ich wirklich war. Dass er nicht das sah, was mir nun im Spiegel entgegenblickte. Diese Wut distanzierte mich von ihm. Mein moralischer Kompass justierte sich schlagartig neu.

Reise zu dir

Ich war davor schon länger in den sozialen Medien aktiv. Aber nun begann ich, dort mit Männern erotische Fantasien zu teilen. Ich fing damit an, mich und meine Vorzüge zu fotografieren. Legte mir heimlich einen zusätzlichen Messenger zu und tauschte eindeutige Fotos und Videos aus. Ich geilte mich an den Reaktionen auf, aber nicht nur sexuell. Das eindeutige Feedback gab mir endlich wieder das Selbstbewusstsein und die Bestätigung, die mir zuhause so lange vorenthalten worden war.

Ich machte virtuell wild rum, masturbierte mich wund, doch ich sehnte mich immer noch nach dem realen Exzess.

Mit diesem neuen, wieder wachsenden Selbstwertgefühl traute ich mich, den ersten Menschen von meiner ehelichen Katastrophe zu erzählen. Ich rechnete nicht mehr mit Verständnis für seine Zurückweisung. Die Reaktionen waren einstimmig.

"Der muss verrückt sein! Eine Frau wie dich, attraktiv, lustvoll, offen, versaut, wünscht sich jeder Mann! Es kann nicht an dir liegen!" Ich stieß auf Zuspruch. Vor allem bei den Männern, denn nicht wenige befanden sich zuhause in einer ähnlichen Situation. Bloß bist du als Mann bei aller Frustration darüber in bester Gesellschaft und gehst da meist offen mit um. Als Frau in dieser Situation bist du scheinbar alleine.

Mein Selbstwertgefühl erholte sich langsam. Ich machte virtuell wild rum, masturbierte mich wund, doch ich sehnte mich immer noch nach dem realen Exzess. Der "Sex nach Plan" mit meinem Ehemann war einfach nur traurig und er ließ mich eindeutig spüren, dass es sich für ihn nur um eine unangenehme Pflichterfüllung handelte. Der Hunger danach, gegenseitige abgrundtiefe Begierde wieder körperlich spüren und erleben zu dürfen, war inzwischen unerträglich.

Und trotz meiner überzeugten Treue in all den Jahren zuvor hatte ich nun das Gefühl, es stehe mir zu. Mein Mann hatte jede Chance gehabt, er wollte nicht. Es war klar, dass sich nichts ändern würde. Ich war nun bereit, es mir woanders zu nehmen. Und ich fühlte mich dafür nicht einmal schuldig.

Der Heiler

Es begann unverfänglich auf einem Social-Media-Kanal. Wir schrieben wahnsinnig intensiv, verstanden uns bombastisch, hatten gleiche Interessen und waren uns schnell ungewöhnlich vertraut. Selbst unsere Beziehungsprobleme waren ähnlich gelagert. Irgendwann wurde es sexuell. Eskalierte völlig. 24/7 Fotos, Videos, Videochats, Sprachnachrichten. Wir funkten komplett auf einer Wellenlänge. In jeder verfickten Hinsicht. Es war anders mit ihm. Er war anders. Und es war klar: wir mussten uns treffen! Kein Weg führte daran vorbei. Es bestand kein Zweifel daran, dass wir moralische Grundwerte zerstören würden, um diese alles verzehrende Gier aufeinander auszuleben.

Die Chemie war absolut überwältigend. Bei unserem ersten Mal in einem Hotelzimmer fielen bei einem 16-stündigen Exzess bereits Tabus, die wir beide nicht als flexibel erachtet hatten. Das zog sich wie ein roter Faden durch jedes weitere Treffen der nächsten Jahre. Wir wollten uns mehr, als wir beide für menschenmöglich hielten. Es war wie ein Blutrausch. Jedes einzelne Mal. Unsere Eskalation kannte keine Grenzen. Wir verschlungen uns förmlich, atmeten den Anderen, waren eins. Und kannten kein Ende.

Selbst wenn wir eigentlich längst satt waren und die Körper am Ende, fielen wir doch wieder wie die Raubtiere übereinander her. Es war roh, archaisch und viel stärker als wir. Wir waren Süchtige! Natürlich war es schnell viel mehr als nur Sex. So viel Intimität, so viel Gefühl. Das Begreifen, sexuell völlig angekommen zu sein. Diese Resonanz auf allen Ebenen. Nicht nur er heilte mich. Auch ich heilte ihn. Mit ihm wurde ich zur Göttin.

"Nie wieder werde ich in einer sonst noch so schönen Beziehung diesen toxischen Kompromiss leben."
"Nie wieder werde ich in einer sonst noch so schönen Beziehung diesen toxischen Kompromiss leben."
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Echte Freiheit

Erst später begriff ich, wieso mein Mann mich nicht mehr wollte. Nicht mehr begehrte. Seine eigene Mutter hatte ihm sehr wehgetan, seine Kindheit war alles andere als schön. Und nun war die Frau an seiner Seite eben auch eine Mutter geworden. Die seines Kindes. Ein Fest für jeden Therapeuten, aber er lehnte es ab, das aufzuarbeiten.

Heute sind mein Ex-Mann und ich sehr gute platonische Freunde. Sind uns immer noch sehr wichtig. Er hat eingeräumt, dass sein eigenes Verhalten damals passiv-aggressiv war, um sich nicht mit der Tatsache konfrontieren zu müssen, dass er einfach nicht seinen Mann stand. Schon lange hat er eine neue Partnerin, die unsere damaligen Probleme nicht kennt und sich unlängst bei mir beschwerte, dass er ständig Sex will.

Hat mich das verletzt? Nein. Ebenso wenig wie sein Geständnis kürzlich: "Ja, meinst du wirklich, ich hätte damals nie gesehen, wie die anderen Männer dich mit ihren Blicken ausgezogen haben?"

Ich bin darüber hinweg. Ich liebe meine Lust und ich lebe meine Lust. Ohne Scham. Ohne Angst. Ich weiß: Nie wieder werde ich in einer sonst noch so schönen Beziehung diesen toxischen Kompromiss leben und auf meine Bedürfnisse verzichten! Es war ein langer Weg, der mich meine große Liebe gekostet hat. Es war mein Weg. Und er war es wert!

Denn heute weiß ich wieder: Ich bin der Jackpot! Ich bin sexpositiv. Er konnte nur nicht damit umgehen. Und auch, wenn er das zu meinem Problem gemacht hat, so war es ursächlich doch seins.

So kann ich jetzt, ohne zu zögern, aus voller Überzeugung seine Frage beantworten:
Ja, ich bin begehrenswert!

 

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