Nackt in der Sauna – der Horror oder das Normalste der Welt?

Hilfe, ich bin nackt in der Sauna-
Hilfe, in der Sauna sind ja alle nackt! © Getty Images/stock_colors

Für manche Menschen ist es das Normalste auf der Welt. Für andere ist es ein Grauen – nackt in der Sauna zu sein. Ich gehörte lange Zeit zu Letzteren. Wie ich meine Sauna-Angst überwand? Durch einen Zufall. Aber lies selbst.

Nackt in der Sauna – hast du Angst davor?

In der Sauna ist man nackt. Das ist nichts Neues. Sauna-Experten sagen, Badesachen zu tragen, würde das Verdunsten von Schweiß auf der Haut behindern. Außerdem sei es unhygienisch, in der Abkühlphase mit verschwitzter Badebekleidung in das kalte Wasserbecken einzutauchen. Klingt logisch.

Das Gefühl, nackt in dieser engen, heißen Kabine zu sitzen, löste früher trotzdem Panik in mir aus. Schon allein der Gedanke daran, trieb mir Schweißperlen auf die Stirn. Selten kommt man wildfremden, nackten Menschen so nah – außer vielleicht im Swingerclub. “Ich fühl mich leicht verschnupft“ oder „Das nächste Mal wirklich gerne, aber leider hab ich heute keine Zeit“, waren meine Ausreden, wenn mich Freunde fragten, ob ich mit in die Sauna oder Therme komme. Eher hätte ich einem Urlaub mit meiner Schwiegermutter zugestimmt, als mich nackt zu ihnen in die Sauna zu gesellen.

Das Gefühl, nackt in dieser engen, heißen Kabine zu sitzen, löste Panik in mir aus.

Wie ich meine Sauna-Angst besiegte

Welche Ironie, dass ich für mein Auslandssemester ausgerechnet Finnland wählte. Dachte ich wirklich, ich komme dort ein halbes Jahr mit der Schnupfen-Ausrede davon? Oder wollte ich mich unterbewusst endlich meiner Sauna-Angst stellen? Konfrontationstherapie nennen die Psychologen das. Für die Finnen ist die Sauna ein Ort der körperlichen und seelischen Reinigung, um sich im wahrsten Sinne des Wortes zu entblößen.

Mein erstes Mal in der Sauna

Nun war es also auch für mich an der Zeit: Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und betrat die heiligen Hallen der finnischen Blockhaussauna. Immerhin würde ich hier nicht zufällig einen Dozenten oder Arbeitskollegen aus dem Büro treffen. Tapfer legte ich mein Handtuch auf der untersten Sitzbank ab, um mich drauf zu setzen. Schweiß auf der Holzbank kommt nämlich gar nicht gut, hatte ich in einem Sauna-Forum gelesen.

Nacktheit hatte hier etwas vollkommen Entspanntes und Normales.

Ich bewunderte die anderen Saunagäste, wie normal und selbstverständlich sie sich bewegten, so ohne Kleidung. Eine ältere Frau machte einen Aufguss, mit lauten Zischen stieg der Dampf in die Höhe. Schweißperlen rannen die Körper herunter. Ziemlich schnell stellte ich fest: Nacktheit hatte hier etwas vollkommen Entspanntes und Normales. Niemand schaute einen überhaupt nur an. Nach 15 Minuten hatte ich genug von der Hitze. Ich ging raus und sprang ins eiskalte Wasserbecken – nackt. Stolz wie Oskar hatte ich meinen ersten Saunabesuch überstanden. Die Nächsten folgten bald.

Nackt in der Sauna macht frei!
Nach dem Saunabesuch: Entspannt und frei unter finnischem Himmel. © Maranatha Pizarras/Unsplash

Schamgefühl war gestern

Mein Fazit: Schluss mit dem Schamgefühl – geh in die Sauna! Sie ist wohltuend für Körper und Seele – gerade, wenn du Zweifel an deinem Aussehen hast. Neben dem wohltuenden Gefühl des Ausschwitzens wird sie deinen ästhetischen Blick für Nacktheit erweitern und dir zeigen, dass es auf der Welt nicht nur Supermodels gibt. Fürs Nacktsein muss sich niemand schämen. Im echten Leben gibt es mehr, als feste Brüste und kleine, straffe Hintern.

Jetzt hast du auch Lust dich auszuziehen und mit Genuss zu schwitzen? Folgende Tipps helfen dir bei deinem ersten Saunabesuch:

Tipps für den ersten Besuch in der Sauna

  • Wenn du dich damit wohler fühlst, geh in eine Frauensauna. In den meisten Fällen bieten Saunabetreiber einen Tag unter der Woche als reine Damensauna an. An diesem Tag dürfen keine Männer in den Saunabereich.
  • Setz dich neben die Tür, so kannst du schnell fliehen, falls es dir doch zu “heiß” wird.
  • Nimm ein großes Handtuch oder einen Bademantel mit. Da erst im Innenraum der Saunakabine abgelegt wird, kannst du dich davor und danach schön darin einkuscheln.
  • Vermeide Zeiten, zu der die Sauna sehr voll ist. Vormittags unter der Woche hast du wahrscheinlich eher deine Ruhe, als am Wochenende.
  • In einer Dampfsauna sieht man die Hand vor Augen nicht. Vielleicht fängst du damit an!

Ich wünsche dir viel Spaß beim Nacktsein und Schwitzen!

Du möchtest noch mehr über Body Positivity lesen? Abonniere unseren Newsletter und erhalte deinen ganz persönlichen Liebesbrief, mit vielen Tipps, die dein (Liebes-)Leben verbessern!

Dein Liebesbrief von ohja!

[ohja_newsletter_subscription]

Rating: 4.8/5. Von 5 Gesamt.
Bitte warten...
vermutet hinter jedem Blatt Papier, das auf dem Boden liegt, eine geheimnisvolle Liebesbotschaft.

2 Kommentare

  • ich sage stets, dass mir sauna einfach zu heiß ist. aber eigentlich habe ich keine lust, mit wildfremden menschen nackt zusammenzuhocken. ich fühle mich so schon nicht in bademode wohl. dann ganz nackt mit all den überflüssigen speckröllchen? mhmm, nee danke. hätte ich wiederum eine spitzenfigur, hätte ich angst vor zu intimen blicken. nacktsein einfach mal ohne sexuelle hintergedanken zu betrachten, fiel mir bisher schwer. dass es nicht so ist, beweist der text. ich glaube, der nächste urlaub geht nach finnland. danke dafür, caro.

Schreibe einen Kommentar