Als Tinder damals groß in Mode kam, war ich in einer festen Partnerschaft und hatte keine wirkliche Verwendung für eine Datingapp. Auch sonst war meine Meinung über Tinder eher abfällig: Hier geht’s doch nur um Sexdates!
Trotzdem habe ich natürlich immer gerne zugeschaut, wenn meine Freundinnen sich durch die App klickten. „Den Marktwert checken“, so nannte sich das. Der Hype um die App ging vorbei, geblieben ist sie trotzdem. Den ersten Urlaub in der Single-Zeit nutzte ich also gleich mal für ein Experiment: Was kann mir Tinder innerhalb einer Woche bieten?
Das eigene Tinder-Profil
Die Facebook-Verknüpfung macht es einem relativ einfach. Man muss sich theoretisch um nichts mehr kümmern. Fotos, Interessen, Alter: Alles überträgt sich in die App. Ein bisschen Aufhübschen hier und einen coolen Spruch da – schon kann es losgehen. Was mir gleich auffällt: Ich teile nicht nur meine Interessen, sondern auch gleich noch meine Freundesliste mit Tinder – und meinen Arbeitsort. Gruselig. Den Arbeitsort kann man zum Glück manuell ausstellen, die Freundesliste nicht. Die App will schließlich zeigen, wie viele gleiche Bekannte und ähnliche Interessen du mit deinem potentiellen Match hast. Sehr gruselig. Aber ich lasse mich nicht von meinem Vorhaben abbringen.
Nun denn, lassen wir das Swipen beginnen!
Die Tinder-Sucht beginnt
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die App so ernsthaft wie möglich zu nutzen. Deswegen überlege ich mir auch jeden potentiellen Swipe nach Rechts gut. Nö, nö, nö, oh ein Hund – gleich mal das Profil anschauen. Fünf gemeinsame Bekannte und er steht auch auf Placebo. Kann man ja mal nach rechts swipen. Durch die ersten zehn Gesichter geklickt und schon zwei Matches an Land gezogen. Na das geht ja flott!
Ich muss gestehen: Noch nie in meiner bisherigen Datingkarriere hatte ich so schnell potentielle Dates an Land gezogen. Schon am Montagabend betreibe ich exzessives Match-Hunting mit Typen, die mir sympathisch erscheinen. Jedes „Hey du hast ein Match!“ poliert mein Ego. Und ich kann das Handy kaum aus der Hand legen. Was, wenn sich hinter dem nächsten Typen Mr. Right verbirgt?
Die erste Ernüchterung kommt schnell: Ich bin total überfordert. Das Swipen macht Spaß – aber da hört es ja noch längst nicht auf. In meinem Postfach stapeln sich die ungelesenen Nachrichten. Ich schaffe es kaum, jemandem zu antworten – und selbst wenn, merke ich schnell: So leicht ist das gar nicht. Zumindest nicht, wenn man es ernsthaft machen möchte.
Zu Beginn habe ich tatsächlich noch auf jede Nachricht geantwortet. Irgendwann nur noch sporadisch und gegen Ende der Woche gar nicht mehr. Das ärgert mich selbst. Denn es ist sicherlich nicht so, dass die Kontakte blöd waren. Aber wenn man 23x das Gleiche auf „Und, was machst du heute noch?“ antwortet, hat man bei Nummer 24 einfach keine Lust mehr. Aber genau da liegt bei Tinder die Krux: Denn vielleicht ist genau Nummer 24 DER Traumkerl! Weiß man ja nicht – und deswegen kann man auch nicht aufhören. Aber gleichzeitig möchte man, allein fürs Gewissen, erst einmal die 23 Matches abarbeiten, die man schon angesammelt hat. Ein Dilemma.
Wenn die Bekannten auf der Matte stehen
Übrigens: Während dieser Woche sind mir ein Arbeitskollege, zwei Bekannte und ein enger Freund auf Tinder begegnet. Das ist irgendwie unangenehm. Bei dem Kollegen und einem Bekannten habe ich schnell vorbeigeswiped. Bei den anderen beiden aus Fun ein grünes Herz gegeben – und siehe da, zwei neue Matches! Natürlich habe ich beide schnell darüber aufgeklärt, dass es sich bei meiner Tinder-Tour nur um ein Experiment handelt.
Schlimmer waren nur noch zwei Whatsapp-Nachrichten von Freunden, die selbst nicht auf Tinder sind, allerdings Freunde haben, die mich dort gefunden haben. „Sag mal, ist die Liv auf Tinder?“ – „Was? Ne, kann ich mir nicht vorstellen. Ich frag mal nach! … Liv, bist du auf Tinder?! Der C. hat dich dort gefunden!“ Und dabei wollte ich mein Vorhaben doch geheim halten…
Übrigens: Tinder gibts jetzt auch für den Desktop!
Eine Woche Tinder – Das Fazit
Eine Woche Tinder und ich bin vollkommen erschlagen von der App. Das Ding ist echt gefährlich – denn es hört einfach nicht auf. Klar, das Swipen macht unglaublich viel Spaß. Aber der Rattenschwanz, der da hinten dran hängt, ist unüberschaubar. Das Überangebot ist eindeutig eine Gefahr für Akku und seelisches Wohl. Ich hatte ständig Angst, etwas zu verpassen. Oder jemanden. Und noch etwas hinterlässt ein mulmiges Gefühl: Man kann in der App nicht nur den Arbeitsort, sondern auch gleich das Instagram-Profil angeben. Und da der Name (sowie meistens auch das aktuelle Profilbild) von Facebook übernommen wird, mutiert Tinder schnell zur super Stalking-App. Man muss sich nicht mal mehr wirklich viel Mühe geben. Wie gesagt: Gruselig.
Tinder wanderte bei mir also nach einer Woche wieder in den digitalen Mülleimer. Klar, die Chancen auf ein Date steigen mit Tinder sicherlich enorm – aber der Arbeitsaufwand auch. Und das Suchtpotential. Und so richtig gut als Messenger-App eignet es sich dann auch nicht. Zum Schluss entschuldige ich mich hiermit noch bei allen Männern, denen ich in dieser Woche nicht geantwortet habe, obwohl wir doch laut Tinder das super Match waren. Vielleicht begegnen wir uns ja auch noch mal im real life!
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