Um Swingerclubs ranken sich viele Mythen und Vorurteile. Eines davon: “Swingen bedeutet, dass sich ältere Menschen in schmuddeligen Clubs zum Sex treffen, weil sie sonst niemanden mehr abbekommen würden.” Ist da etwas Wahres dran? Ich will es herausfinden und frage einen Swingerclub in meiner Nähe, ob ich nicht mal vorbeikommen darf. Ich darf. Zugegeben, es war am Tag und ohne weitere Besucher – aber aufregend war die private Führung trotzdem. Lest selbst.
Mein 1. Besuch im Swingerclub – am hellichten Tag
Die Sonne brutzelt. Es sind 27 Grad im Schatten. Ich bin mittags um 12 Uhr mit Dijana, der Inhaberin des Swingerclubs Palermo, verabredet. Die Leute aus Leipzig kennen das Haus, assoziieren es seit jeher mit etwas Verruchtem, Schmutzigem. Früher war es ein Bordell.
Dijanas Begrüßung ist herzlich. Das Licht im Club sehr schummrig. Aus Angst zu stolpern, schweift mein Blick immer wieder Richtung Fußboden. „Am Wochenende ist die Beleuchtung im Barbereich natürlich anders – mit Discokugel und Kerzenschein“, erzählt Dijana. Als ich, an der von ihr angebotenen Cola nippend, an der Bar Platz nehme, kommen wir sofort ins Plaudern. Sie hat den Swingerclub vor vier Jahren gemietet. „Mir war langweilig. So Nichtstun, das ist nichts für mich“, erzählt sie. Bevor sie ihren Mann heiratete und zu ihm nach Leipzig zog, hatte sie in der Gastronomie gearbeitet. Gemeinsam mit ihm, einem Bauunternehmer, gestaltete sie das Haus am Stadtrand von Leipzig komplett um.
Wenn der Betrieb am Wochenende ab 20 Uhr läuft, ist Dijana Club-Managerin, Barkeeperin und Seelsorgerin zugleich – eine echt Powerfrau, die mir sofort sympathisch ist. Oft genug sei es schon vorgekommen, dass sie Streitigkeiten zwischen eifersüchtigen Paaren schlichten musste. „Die Kommunikation und die Absprache, wie weit man gehen darf, ist das A und O vor einem Club-Besuch. Alles andere endet nur mit Szenen der Eifersucht und Tränen“, sagt sie.
Auf junge Frauen, die alleine in den Club kommen, hat sie ein besonderes Auge. Mittlerweile hat jeder Swingerclub eine klare „Nein heißt Nein“-Regel. Wer dagegen verstößt, fliegt ohne Rückerstattung des Eintrittspreises raus und erhält Hausverbot. Dijana musste aber zum Glück erst einen Gast bitten aus diesem Grund zu gehen.
Zwischen Bar, Whirlpool und BDSM-Zimmer
„Und wie läuft so ein klassischer Swingerclub-Besuch ab?“, frage ich. Dijana erzählt: „Nachdem man sich umgezogen hat, geht man zunächst an die Bar.“ Die Umkleide befindet sich direkt neben dem Eingang. Kleidung, Taschen und Börsen schließen die Besucher hier weg – Handys sind im Club unerwünscht und Geld braucht man nicht. Im Eintritt von 40 Euro ist alles inklusive – auch das Buffet. „An der Bar lernt man sich ungezwungen kennen. Dann geht die Kontaktaufnahme meistens auf der Tanzfläche weiter. Man tanzt miteinander, vielleicht küsst man sich.“
Für manche bleibt es beim Tanzen, Trinken und Knutschen – aber ehrlich gesagt: Die meisten wollen schon mehr.
Die Führung beginnt. Der Saunabereich mit Whirlpool im Erdgeschoss riecht nach Shampoo und Desinfektionsspray – ein Geruch, der sich durch alle Räume des Clubs zieht. Den BDSM-Raum zeigt mir Dijana danach. Dort gibt es ein Andreaskreuz mit Handschellen, eine Liebesschaukel und einen gynäkologischen Stuhl. Sogar einen Käfig. Ich kann es mir nicht verkneifen, mich kurz darin einsperren zu lassen. An der Wand hängt ein Peniskäfig. „Den hat wohl jemand hier vergessen. Von uns ist der nicht“, sagt Dijana grinsend.
Sex zu zweit, zu dritt – zu zwanzigst?
Weiter geht es zu den Spielwiesen. Sie sind auf zwei Räume aufgeteilt und komplett mit sogenannten Inkontinenz-Matten ausgelegt. Aus hygienischen Gründen. Gleitgel, Zewa-Rollen, Kondome und Handtücher zum Unterlegen sind überall in greifbarer Nähe. „Zwanzig Rollen Zewa werden in der Woche verbraucht“, erzählt Dijana mit einem Lachen.
Zwanzig Rollen Zewa werden in der Woche verbraucht.
Auf diesen Spielwiesen kann man, wie du vielleicht schon ahnst, Sex haben. Acht bis zwanzig Menschen finden hier bequem Platz. Zudem gibt es voyeuristische Elemente, sprich: Auch wenn die Spielwiesen voll sind, gibt es noch Plätze, von denen man zusehen kann. Löcher in der Wand und einen großen halbdurchlässigen Spiegel, wie man ihn aus Verhörräumen der Polizei kennt. Wer keine Lust auf Trubel hat oder nicht von allen Anwesenden beobachtet werden möchte, kann sich zu zweit, zu dritt oder zu viert in einen der Extraräume zurückziehen. Die sind sogar abschließbar.
„Und wer kommt so hier her?“, will ich wissen. „Wir haben einige Stammgäste, aber auch viele, die von außerhalb kommen. Ganz ehrlich: Der Swingerclub ist ein Schnitt durch die Gesellschaft. Und das eben auch vom Alter und Aussehen. Von 20 bis 75 Jahren, dick, dünn, klein oder groß. Hier ist alles dabei“, erzählt Dijana. „Und die laufen hier dann alle nackt rum?“, frage ich. Schon wieder lacht Diana: „Um Gottes Willen. Wir haben natürlich einen gewissen Dresscode, der eingehalten werden muss. Männer in Feinripp-Schlüppis können sich bei mir direkt wieder umziehen. Besser: Eine lange schwarze Hose, vielleicht sogar mit Hemd oder eben sexy Clubwear. Die Frauen tragen meistens Kleidchen.“
Womit du im Swingerclub rechnen musst
Ehrlich gesagt, ein Besuch im Swingerclub ist nichts für mich. Immer wieder schießen mir Bilder durch den Kopf: Wie das wohl alles wirkt, wenn der Club gefüllt ist? Um die 200 Menschen passen hier rein. Du siehst natürlich wie andere Menschen Sex haben. Und du musst damit rechnen, diese Menschen auch zu hören und zu riechen. Auch wenn du diese Menschen persönlich nicht ästhetisch findest und sie dir normalerweise nicht gerne nackt anschauen würdest.
Nichtsdestotrotz kann ich nachvollziehen, dass es für manche Menschen reizvoll ist, eine Nacht in eine andere Welt zu tauchen. Sich auf sexuelle Abenteuer mit Fremden einzulassen. Es klingt fast paradox, aber trotz all des Nacktseins und Sex hat das Ganze etwas Anonymes. Namen spielen keine Rolle. Meistens sieht man sich danach nie wieder. Es sind die gemeinsamen Momente, die man genießt und die zählen.
Du bist neugierig und willst das Ganze mal ausprobieren? Folgende Tipps wappnen dich für deinen ersten Clubbesuch!
5 Tipps für deinen ersten Besuch im Swingerclub
Sprich mit deinem Partner über gemeinsame Erwartungen
Alles kann, nichts muss! Ihr allein bestimmt die Regeln. Klärt im Vorfeld, wie weit ihr gehen wollt. Nicht jeder, der in einen Swingerclub geht, möchte auch mit anderen Menschen Sex haben. Ihr könnt auch nur zuschauen oder zuschauen lassen.
Deine Beziehung muss gefestigt sein
Wenn es in deiner Beziehung gerade kriselt, wird es durch einen Swingerclub-Besuch nicht besser. Wahrscheinlich eher schlechter. Erfahrene Swinger beschreiben die Besuche als gemeinsame Erweiterung und Erfüllung der Beziehung. Dafür muss diese aber auf einem festen Fundament stehen.
Wähle das richtige Outfit zum Wohlfühlen
Wenn du nicht willst, musst du dich nicht zu freizügig kleiden. Zieh ein Outfit an, in dem du dich sexy und wohlfühlst. Denn: Das strahlst du auch aus. Psst: Das kleine Schwarze ist immer eine gute Idee!
Informiere dich vorher über das Swingerclub-Angebot
Bevor du in einen Swingerclub gehst, informiere dich, ob es besondere Angebote oder Veranstaltungen gibt. Viele Clubs bieten zum Beispiel Partys für junge Leute und Themenabende an. Wieder andere sogar Führungen zum Beschnuppern – außerhalb des „normalen“ Clubbetriebs. So wie bei mir.
Tausche dich mit Swingerpaten aus
Du hast immer noch tausend Fragen im Kopf und weißt nicht, wohin damit? Im JOYclub stehen dir erfahrene Swingerpaten zur Seite. Das sind Menschen mit einer jahrelangen Swingererfahrung. Sie können dir bei jeder Frage weiterhelfen!
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