Zwei Männer lieben. Funktioniert das?

Zwei männer lieben. Kann das gut gehen?
Zwei Männer lieben? Dafür gibt es ein Wort: Polyamorie. © GettyImages/pixelfit

Dieses leichte Kribbeln und die Spannung in der Luft. Das Gefühl von Bewunderung und Sehnsucht, das diese aufgeladene Mischung ausmacht, wenn man einem tollen Menschen begegnet. Ihr wisst, wovon ich rede – Verliebtsein ist toll! Aber was, wenn dieses besondere Gefühl nicht nur von einem bestimmten Menschen, sondern von mehreren ausgelöst wird. Wart ihr schon mal in zwei Männer gleichzeitig verliebt?

Polyamorie – Was ist das?

Für den Wunsch, Liebesbeziehungen mit mehr als einer Person gleichzeitig zu führen – sexuell und vor allem emotional – gibt es ein Wort: Polyamorie. Lebt man diese Beziehungsart, wissen die Beteiligten über alles Bescheid und sind damit einverstanden. Oder anders gesagt: Immer fühlt man sich emotional verbunden, immer wissen alle voneinander.

Das Thema Polyamorie interessiert dich? Hier findest du Gleichgesinnte zum Austausch!

Angesichts der hohen Fremdgeh- und Scheidungsquote scheint das polyamore Beziehungskonzept für manche Menschen zeitgemäßer als das monogame zu sein. Andere wiederum könnten sich mit der Vorstellung, den Partner zu teilen, niemals anfreunden. Für sie liegt die Qualität einer Beziehung in ihrer Exklusivität und Intimität. Hierbei fließt natürlich auch ein, was gesellschaftlich als normal betrachtet wird. Wenn beziehungsmäßig alle Menschen das Gleiche tun, ist das dann richtig, nur weil es alle tun?

Zwei Männer lieben – Geht das überhaupt?

Ob man überhaupt mehrere Menschen gleich, unterschiedlich oder gleich viel lieben kann? Das hängt natürlich auch davon ab, was man persönlich überhaupt für Liebe hält. Sabrina (29) erklärt: „Mein Problem war, dass es immer wieder vorkam, dass ich mit jemandem zusammen war oder jemanden gedatet habe, aber dann trotzdem weitere Personen als sehr anziehend und interessant empfand. Zudem habe ich sowieso nie verstanden, was daran schlecht sein soll, wenn man mehr als eine Person gern hat.”

Ähnliches kann auch Martina (37) berichten: Hatte sie es bisher immer so gehandhabt, dass sie Affären beendete, wenn sich eine feste Beziehung anbahnte, ergab es für sie gefühlsmäßig irgendwann keinen Sinn mehr. Sabrina und Martina leben also polyamor: Beide haben sich eingestanden, dass sie nicht nur eine Person lieben können oder wollen.

Zwei Männer lieben. Bedeutet das doppelte Beziehugsarbeit?
Eine Beziehung mt zwei Männern. Wie gehe ich mit Eifersucht um? © GettyImages/pixelfit

Wie geht man mit Eifersucht um?

“Aber bist du denn nicht eifersüchtig?” Diese Frage hören Menschen, die polyamor leben am häufigsten. Das Thema Eifersucht ist wahrscheinlich auch die größte Herausforderung bei diesem Beziehungskonzept. Zu lernen, mit ihr umzugehen, kann in Bezug auf die Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit aber auch förderlich sein. Für Jasmin (23), die auch schon vor langer Zeit entdeckte, dass eine polyamore Beziehung das Richtige für sie ist, bedeutet das: “Selbstreflexion ist eine sehr positive Erfahrung für mich: Zu lernen mit Eifersucht konstruktiv umzugehen, ist wohl der spannendste Teil daran. Positiv an diesem Beziehungskonzept ist, dass man sich so selbst besser kennenlernt.”

Ich habe das Gefühl, mehr bei mir zu bleiben und mich nicht abhängig zu machen. (Jasmin, 23)

Doppelte Beziehungsarbeit?

Schmetterlinge im Bauch mal zwei bedeutet aber auch Beziehungsarbeit mal zwei: Jemand der erkannt hat, dass er polyamor leben will, hat auch Interesse an längerfristigen Beziehungen. Dies schließt Sex ebenso ein, wie Zuneigung und Ehrlichkeit. Man muss daher natürlich auch doppelt so viel Beziehungsarbeit leisten. Damit dies funktioniert, ist es wichtig, dass man ehrlich miteinander über Gefühle redet: “Die Kommunikation untereinander ist sowieso das Wichtigste an der ganzen Sache”, erklärt Jasmin.

Martina hatte in den drei Jahren, in denen sie mit ihrem Freund nun zusammen ist, über die Hälfte der Zeit eine intensive Affäre. “Als diese ziemlich böse endete, hat mich mein Partner sehr unterstützt. Dabei habe ich mir am Anfang große Sorgen um ihn gemacht, wenn ich über Nacht weg blieb und fragte mich, wie es ihm wohl damit ging. Es war sehr befreiend, als wir offen darüber sprachen und ich merkte, dass er wirklich kein Problem damit hatte und mir viel Spaß und schöne Begegnungen wünschte.”

Wie immer gilt: Macht das, wonach euch ist und womit ihr euch wohlfühlt! Nur durch Ausprobieren kann man erfahren, ob man diese Art der Beziehung führen will oder eben nicht. Wenn jemand für sich entscheidet, dass er es ablehnt, ist das auch in Ordnung. Menschen sind nun mal so individuell wie ihre Bedürfnisse.

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1 Kommentar

  • Sehr schöner Text, der kurz und einfühlsam erklärt, worauf es beim Konzept der Polyamory ankommt. Danke.

    Nur zwei Sachen sehe ich (aus eigener, jahrzehntelanger Erfahrung mit polyamorem Leben) anders:
    1. Beziehungsarbeit
    Ich finde den Begriff schon doof, weil der nach „Schuften“ und „Investieren“ klingt – und dann erwartet man auch einen Lohn dafür.
    In der Liebe mache ich aber nichts, weil ich eine Gegenleistung dafür erwarte. Auch nicht in Liebesbeziehungen. Deshalb muss ich in oder an einer Beziehung auch nicht „arbeiten“, sondern sie höchstens pflegen. Und in gut laufenden Mehrfachbeziehungen funktioniert das oft mit weniger Aufwand als in strikten Zweierbeziehungen, weil sich der „Aufwand“ von ganz allein besser verteilt.

    2. Eifersucht
    Ich war auch mal eifersüchtig – früher, also ich noch sehr jung, unerfahren und unsicher in Liebesdingen war. Inzwischen weiß ich, dass ich nicht eifersüchtig sein muss.
    Worauf oder warum? Wenn ich jemanden liebe, so kann mir diese Liebe niemand nehmen außer ich selbst. Und wenn ein geliebter Mensch einen anderen (auch) liebt, so ist das doch schön. Da kann ich mich für beide mit freuen. Wenn ein guter Freund einen neuen guten Freund kennen lernt, so freue ich mich darüber doch auch – vielleicht wird es auch mein Freund.
    Eifersucht macht nur da Sinn, wo das Dogma der ausschließenden Liebe zu nur einem einzigen Partner jede weitere Liebe als Bedrohung und nicht als Erweiterung und Ergänzung ansieht.

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